von Rudolf Lais
Saarländische Bibliographie - was ist das ?
Die Rolle der Universitätsbibliothek als saarländische Landesbibliothek
35.000 Literaturnachweise, 800 ausgewertete Zeitschriften
Spiegelbild des öffentlichen und geistigen Lebens
Arbeits- und Informationsinstrument für Wissenschaftler...
"Saarländische Bibliographie" - was ist das ? Was kann man mit ihr anfangen? Aus diesen gar nicht so selten gestellten Fragen ist zu schließen, daß dieses nun über 20 Jahre laufende bibliographische Nachschlagewerk ziemlich wenig bekannt ist, selbst in den Kreisen derer, an die es sich vornehmlich wendet, wie Heimatforscher, Journalisten, Wissenschaftler und ganz allgemein an saarländischer Landeskunde interessierte Personen. Eine weithin unbekannte Bibliographie bringt aber auch nur wenig Nutzen. Als letzter ist der 15. Band 1 mit der Berichtszeit 1989/90 erschienen. Dieses bibliographische Unternehmen soll etwas ausführlicher beschrieben und sein möglicher Nutzen einem größeren potentiellen Interessentenkreis aufgezeigt werden.
Wer über saarländische Landeskunde und Geschichte arbeitet, weiß wie schwierig es ist, ältere Literatur zu seinem Thema zu finden. Bis zum Jahre 1959 gibt es keine Bibliographie, die das landeskundliche Schrifttum zeitlich und thematisch lückenlos verzeichnet. Einschlägige Literatur 2 muß oft recht mühsam aus thematischen Einzelverzeichnissen und überregionalen Bibliographien zusammengesucht werden, die das Schrifttum über das Saarland nur in starker Auswahl verzeichnen oder die, wie die "Pfälzische Bibliographie" und die "Rheinische Bibliographie", nur bestimmte historische Regionen berücksichtigen.
Die Rolle der Universitätsbibliothek als saarländische Landesbibliothek
Das Sammeln, Auswerten und Bereitstellen landeskundlicher Literatur ist Aufgabe der Landesbibliotheken. Da im Saarland eine solche Einrichtung bis heute fehlt, hat sich die Universitätsbibliothek Saarbrücken schon in den 1950er Jahren aus eigenem Antrieb die Aufgabe gestellt, zusätzlich zu ihren wissenschaftlichen Funktionen auch die der fehlenden saarländischen Landesbibliothek 3 zu übernehmen. In der "Ordnung für die Universitätsbibliothek der Universität des Saarlandes vom 14. Juli 1976" ist sie auch offiziell mit der "Wahrnehmung von Aufgaben des Landes im Bereich des Bibliothekswesens" betraut worden, wozu auch diese landesbibliothekarische Funktion zählt.
Mit dem systematischen, möglichst lückenlosen Sammeln und Auswerten aller im Lande erscheinenden und das Land betreffenden Literatur - letztere auch, wenn sie außerhalb des Saarlandes im In- oder Ausland erscheint - hatte sie schon 1960 begonnen. Als Ergebnis dieser Tätigkeit konnte sie 1964 den ersten Band der "Saarländischen Bibliographie" vorlegen, deren Veröffentlichung die Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung als Herausgeber übernommen hatte. Als Berichtszeit, das ist der Zeitraum, in dem die verzeichnete Literatur erschienen ist, umfaßte er die Jahre 1961 und 1962. Seitdem erscheint die Bibliographie in zweijährigem Turnus jeweils etwa 1 1/2 Jahre nach Abschluß der Berichtszeit 4. Lediglich das Erscheinen des letzten, soeben erschienenen Bandes verzögerte sich um über ein Jahr infolge eines finanziellen Engpasses. Dieser konnte durch den kostensparenden Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung 5 und zusätzlich von der Universitätsbibliothek und der herausgebenden Kommission erbrachte Dienstleistungen überwunden werden, was sich auch in einem veränderten Gesicht der Bibliographie niederschlägt. Die gewohnte Aktualität erscheint auch für die Zukunft wieder gesichert: der nächste Band 12 mit der Berichtszeit 1983 / 84 wird voraussichtlich im Spätsommer dieses Jahres erscheinen..
35.000 Literaturnachweise, 800 ausgewertete Zeitschriften
Die bisher erschienenen 11 Bände enthalten rund 35.000 Literaturnachweise. Ein kleinerer Teil davon sind selbständig erschienene Werke (Monographien). Den größten Teil bilden jedoch die unselbständig in Zeitschriften und Sammelwerken aber auch in Tageszeitungen erschienenen Einzelbeiträge. Rund 800 im Saarland erscheinende Zeitschriften und zeitschriftenartige Werke - sage einer, es gäbe hierzulande keinen Blätterwald - werden regelmäßig ausgewertet. Die meisten von ihnen - wie übrigens auch die meisten monographischen Publikationen wie Vereinsfestschriften und dgl. - zählen zur Gattung der sogenannten "grauen Literatur" d.h. Schrifttum, das im Buchhandel nicht erhältlich ist, wie Vereins- und Verbandszeitschriften mit regionalem, lokalem, beruflichem oder fachlichem Charakter, ferner Amtsdruckschriften und kommunale Nachrichtenblätter. Die Beschaffung dieses Materials, das ja sonst nirgends nachgewiesen ist, ist eine zeitraubende und mühevolleAufgabe und nur dank der entgegenkommenden Bereitwilligkeit seiner Herausgeber - Vereine, Verbände, Behörden, Firmen, Gemeinden - überhaupt möglich. Den meisten von ihnen ist die "Saarländische Bibliographie" infolge zahlreicher Anfragen der Universitätsbibliothek inzwischen als Einrichtung so bekannt, daß sie ihre Veröffentlichungen unaufgefordert einschicken. In anderen Fällen erfahren die Bearbeiter der Bibliographie aber nur durch Zufall oder auf Umwegen von der Existenz der einen oder anderen Veröffentlichung. Zwar sind die saarländischen Verleger, Drucker und Landesbehörden und -dienststellen gesetzlich verpflichtet 6, ein Exemplar aller von ihnen verlegten bzw. gedruckten oder herausgegebenen Publikationen der Universitätsbibliothek unaufgefordert anzubieten und auf Verlangen gegen angemessene Entschädigung an sie abzuliefern, so daß - theoretisch - eigentlich nichts im Lande Gedrucktes der Archivierung entgehen dürfte; in der Praxis werden aber leider die gesetzlichen Bestimmungen - meist wohl aus Unkenntnis - keineswegs immer befolgt.
Mit dem Nachweis der in Sammelwerken und Zeitschriften unselbständig erschienenen Einzelbeiträge bietet die Saarländische Bibliographie einen Service, wie ihn sich kein Bibliothekskatalog leisten kann. Für den Heimatforscher ist er unentbehrlich, da es zu vielen Detailfragen überhaupt keine monographische Literatur gibt. Ohne Nachweis in einer landeskundlichen Bibliographie ginge der Großteil dieser Veröffentlichungen der späteren Forschung verloren, da man sich ihrer nicht mehr erinnern würde.
Die Auswahl der Beiträge unterliegt - abgesehen von einem zu geringem Umfang - keinen wertenden und somit auch keinen subjektiven Kriterien: entscheidend für die Aufnahme in die Bibliographie ist ausschließlich ihr landeskundlicher Bezug. Auf diese Weise finden außer fundierten wissenschaftlichen Arbeiten und für eine spätere Forschung wichtigem Quellenmaterial auch journalistische, mehr dem Tagesinteresse gewidmete und, sagen wir, der heimatkundlichen Unterhaltung dienende Beiträge bis hin zu Reportagen Eingang. Im Gegensatz zu anderen landeskundlichen Bibliographien, etwa der Hessischen oder Nordrhein-westfälischen Bibliographie, die ein weit umfangreicheres Gebiet, als es das Saarland ist, abzudecken haben, kann sich die Saarländische Bibliographie dichtere Engmaschigkeit leisten . Der zünftige Wissenschaftler wird darüber nicht immer beglückt sein, muß er doch auch einige "Spreu" vom Weizen scheiden. Dem lokalen Heimatforscher hingegen dürfte auch der Nachweis kleinerer Beiträge zu seinem Ort oder Thema von Nutzen sein.
Wichtig für die Benutzung einer Bibliographie ist die Ordnung, in der sie die Titelnachweise präsentiert. Wie die meisten landeskundlichen Bibliographien hat auch die Saarländische Bibliographie die systematische Ordnung gewählt, da sie die umfassendste Orientierung über die auf einem bestimmten Sachgebiet erschienenen Arbeiten ermöglicht. Das Schema ist bis heute gleichgeblieben 7. Das hat den Vorteil, daß man bei der Literaturrecherche in allen Bänden die Nachweise zu einem bestimmten Thema an derselben Stelle 8 findet. Die Systematik der Saarländischen Bibliographie besteht aus 12 Großgruppen:
Je nach Struktur des Sachgebietes und der Menge des betreffenden bibliographischen Materials werden diese Großgruppen weiter untergegliedert. So ist z. B . die Literatur über saarländische Dialekte in der Gruppe X. Geistiges und kulturelles Leben; 5. Sprache und Mundart" zu finden. Über das Problem Arbeitslosigkeit gibt die Gruppe "VIII. Sozial- und Gesundheitswesen; 2. Arbeit und Beruf" Auskunft. Die Beiträge zu einzelnen Orten verzeichnet die Gruppe "XI. Ortsbeschreibung und Ortsgeschichte" und über Familien und Einzelpersonen informiert die Gruppe "XII. Personen und Familiengeschichte, Biographien. "
Arbeiten mit mehreren Sachbezügen, z.B. zu Wirtschaft und Landesplanung, sind zwar nur an einer Stelle verzeichnet. Von dem oder den anderen Sachgebieten wird aber mit dem Vermerk "s. a." (siehe auch) auf die Nummern solcher Eintragungen hingewiesen, wo ebenfalls dieses Sachgebiet betreffende Titel zu finden sind, die sich jedoch wesentlicher mit einem anderen Sachgebiet beschäftigen und deshalb dort verzeichnet sind. Dies gilt besonders für Arbeiten mit lokalem bzw. biographischem Bezug und Sachbezug. So wird z. B. der "Familienkunde" auf viele Nummern im Ortsteils XI oder im biographischen Teil XII hingewiesen, wo die Beiträge zu einzelnen Orten bzw. Familien und Einzelpersonen zu finden sind. Auf einen doppelten oder gar mehrfachen vollständigen Nachweis desselben Titels muß aus Platz- und Kostengründen verzichtet werden.
Zwei Register, ein alphabetisches Verfasserregister und ein Verzeichnis der periodisch erscheinenden Veröffentlichungen, helfen dem Benutzer, der sich über Arbeiten eines bestimmten Verfassers oder einen bestimmten Zeitschriftentitel informieren will. Leider fehlt noch ein Schlagwortregister, das die Literatur zu einem fest umrissenen Thema wie z.B. "Stahlkrise" erschließt. In diesem Beispiel müßte in der umfassenderen systematischen Fachgruppe "VII. Wirtschaft; 6b. Einzelne Industrien; Montanindustrie" recherchiert werden. Der für die Zukunft noch verstärkt geplante Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung für die Erstellung der Bibliographie wird auch diesem Desiderat Rechnung tragen.
Spiegelbild des öffentlichen und geistigen Lebens
Die Saarländische Bibliographie liest sich gewiß nicht wie ein Buch. Dennoch mag es interessant sein, einmal einfach in ihr zu blättern, um festzustellen, wer, was, worüber geschrieben hat. Der scheinbar bloße, trockene Nachweis von Titeln wird dann zu einem Spiegel der Aktivitäten und Ereignisse im Lande auf wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und kulturellem Gebiet, sofern sie sich im gedruckten Wort niedergeschlagen haben. Man erhält Auskunft auf Fragen wie: Über welches Thema oder Ereignis wurde geschrieben ? Welche Veröffentlichungen erschienen über eine Gemeinde? Über welche Persönlichkeiten 9 berichtete die Presse ausführlicher?
Besondere Aufmerksamkeit widmet die Bibliographie dem geistigen und kulturellen Leben im Lande, dessen wachsende Vielfalt die Schrifttumsnachweise in den einzelnen Bänden eindrucksvoll widerspiegeln. So verzeichnet der Band 6 für die Jahre 1971 -1972 in der Gruppe "Literatur" nur 12 selbständig erschienene Einzelwerke von 9 saarländischen Schriftstellern und lediglich 1 Anthologie. Der jetzt vorliegende 11. Band weist dagegen 76 in den Jahren 1981-1982 selbständig erschienene belletristische Einzelwerke - Romane, Erzählungen, Gedichtbände, Hörspiele - von 53 saarländischen Autoren und 9 Anthologien nach. Die gleiche Entwicklung läßt sich auf dem Gebiet der bildenden Kunst feststellen. Die Zahl der Künstler, über die und deren Ausstellungen Berichte nachgewiesen sind, ist im selben Zeitraum von 65 auf 138 gestiegen.
Mit diesen Literaturnachweisen geht die Saarländische Bibliographie weit über die übliche Aufgabe landeskundlicher Bibliographien hinaus und gewinnt dadurch, daß sie das ganze Spektrum des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Lebens erfaßt, den Charakter einer zeitgeschichtlichen Dokumentation.
Arbeits- und Informationsinstrument für Wissenschaftler, Heimatforscher, Schriftsteller, Journalisten, Künstler und Behörden
Damit ist bereits umrissen, an welchen Interessentenkreis sich die Bibliographie wendet und was sie ihm zu bieten hat. Sie ist gedacht als ein Arbeitsinstrument für alle, die sich forschend oder schreibend mit saarländischer Thematik befassen: Wissenschaftler, Heimat- und Familienforscher, Schriftsteller, Journalisten und Künstler. Für sie ist die Bibliographie 10 ein Schlüssel, der ihnen das veröffentlichte Schrifttum erschließt und für eigene Forschungen oder neue Darstellungen nutzbar macht.
Darüber hinaus bietet sich die Bibliographie als Informationsinstrument für alle öffentlichen Einrichtungen wie Behörden, Gemeinden, Bibliotheken, kirchliche und wissenschaftliche Institutionen an, die aus ihr einen Überblick über den Niederschlag der vielfältigen geistigen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten des Landes gewinnen können, die sich im gedruckten Wort widerspiegeln.
Mit ganz wenigen Ausnahmen sind alle angezeigten Beiträge 11 dort vorhanden, wo sie jedermann, nicht etwa nur Universitätsangehörige, kostenlos ausleihen kann. Auch unter diesem Aspekt überschreitet die Saarländische Bibliographie die Grenzen einer Bibliographie, indem sie gleichzeitig zum Katalog einer bestimmten, leicht zugänglichen Büchersammlung wird, ein Katalog, den man bequem zu Hause oder am Arbeitsplatz benutzen kann und deshalb manche zeitraubenden Wege zur Universitätsbibliothek erspart.
von Rudolf Lais
Saarländische Bibliographie - was ist das ?
Die Rolle der Universitätsbibliothek als saarländische Landesbibliothek
35.000 Literaturnachweise, 800 ausgewertete Zeitschriften
Spiegelbild des öffentlichen und geistigen Lebens
Arbeits- und Informationsinstrument für Wissenschaftler...
"Saarländische Bibliographie" - was ist das ? Was kann man mit ihr anfangen? Aus diesen gar nicht so selten gestellten Fragen ist zu schließen, daß dieses nun über 20 Jahre laufende bibliographische Nachschlagewerk ziemlich wenig bekannt ist, selbst in den Kreisen derer, an die es sich vornehmlich wendet, wie Heimatforscher, Journalisten, Wissenschaftler und ganz allgemein an saarländischer Landeskunde interessierte Personen. Eine weithin unbekannte Bibliographie bringt aber auch nur wenig Nutzen. Als letzter ist der 15. Band 1 mit der Berichtszeit 1989/90 erschienen. Dieses bibliographische Unternehmen soll etwas ausführlicher beschrieben und sein möglicher Nutzen einem größeren potentiellen Interessentenkreis aufgezeigt werden.
Wer über saarländische Landeskunde und Geschichte arbeitet, weiß wie schwierig es ist, ältere Literatur zu seinem Thema zu finden. Bis zum Jahre 1959 gibt es keine Bibliographie, die das landeskundliche Schrifttum zeitlich und thematisch lückenlos verzeichnet. Einschlägige Literatur 2 muß oft recht mühsam aus thematischen Einzelverzeichnissen und überregionalen Bibliographien zusammengesucht werden, die das Schrifttum über das Saarland nur in starker Auswahl verzeichnen oder die, wie die "Pfälzische Bibliographie" und die "Rheinische Bibliographie", nur bestimmte historische Regionen berücksichtigen.
Die Rolle der Universitätsbibliothek als saarländische Landesbibliothek
Das Sammeln, Auswerten und Bereitstellen landeskundlicher Literatur ist Aufgabe der Landesbibliotheken. Da im Saarland eine solche Einrichtung bis heute fehlt, hat sich die Universitätsbibliothek Saarbrücken schon in den 1950er Jahren aus eigenem Antrieb die Aufgabe gestellt, zusätzlich zu ihren wissenschaftlichen Funktionen auch die der fehlenden saarländischen Landesbibliothek 3 zu übernehmen. In der "Ordnung für die Universitätsbibliothek der Universität des Saarlandes vom 14. Juli 1976" ist sie auch offiziell mit der "Wahrnehmung von Aufgaben des Landes im Bereich des Bibliothekswesens" betraut worden, wozu auch diese landesbibliothekarische Funktion zählt.
Mit dem systematischen, möglichst lückenlosen Sammeln und Auswerten aller im Lande erscheinenden und das Land betreffenden Literatur - letztere auch, wenn sie außerhalb des Saarlandes im In- oder Ausland erscheint - hatte sie schon 1960 begonnen. Als Ergebnis dieser Tätigkeit konnte sie 1964 den ersten Band der "Saarländischen Bibliographie" vorlegen, deren Veröffentlichung die Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung als Herausgeber übernommen hatte. Als Berichtszeit, das ist der Zeitraum, in dem die verzeichnete Literatur erschienen ist, umfaßte er die Jahre 1961 und 1962. Seitdem erscheint die Bibliographie in zweijährigem Turnus jeweils etwa 1 1/2 Jahre nach Abschluß der Berichtszeit 4. Lediglich das Erscheinen des letzten, soeben erschienenen Bandes verzögerte sich um über ein Jahr infolge eines finanziellen Engpasses. Dieser konnte durch den kostensparenden Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung 5 und zusätzlich von der Universitätsbibliothek und der herausgebenden Kommission erbrachte Dienstleistungen überwunden werden, was sich auch in einem veränderten Gesicht der Bibliographie niederschlägt. Die gewohnte Aktualität erscheint auch für die Zukunft wieder gesichert: der nächste Band 12 mit der Berichtszeit 1983 / 84 wird voraussichtlich im Spätsommer dieses Jahres erscheinen..
35.000 Literaturnachweise, 800 ausgewertete Zeitschriften
Die bisher erschienenen 11 Bände enthalten rund 35.000 Literaturnachweise. Ein kleinerer Teil davon sind selbständig erschienene Werke (Monographien). Den größten Teil bilden jedoch die unselbständig in Zeitschriften und Sammelwerken aber auch in Tageszeitungen erschienenen Einzelbeiträge. Rund 800 im Saarland erscheinende Zeitschriften und zeitschriftenartige Werke - sage einer, es gäbe hierzulande keinen Blätterwald - werden regelmäßig ausgewertet. Die meisten von ihnen - wie übrigens auch die meisten monographischen Publikationen wie Vereinsfestschriften und dgl. - zählen zur Gattung der sogenannten "grauen Literatur" d.h. Schrifttum, das im Buchhandel nicht erhältlich ist, wie Vereins- und Verbandszeitschriften mit regionalem, lokalem, beruflichem oder fachlichem Charakter, ferner Amtsdruckschriften und kommunale Nachrichtenblätter. Die Beschaffung dieses Materials, das ja sonst nirgends nachgewiesen ist, ist eine zeitraubende und mühevolleAufgabe und nur dank der entgegenkommenden Bereitwilligkeit seiner Herausgeber - Vereine, Verbände, Behörden, Firmen, Gemeinden - überhaupt möglich. Den meisten von ihnen ist die "Saarländische Bibliographie" infolge zahlreicher Anfragen der Universitätsbibliothek inzwischen als Einrichtung so bekannt, daß sie ihre Veröffentlichungen unaufgefordert einschicken. In anderen Fällen erfahren die Bearbeiter der Bibliographie aber nur durch Zufall oder auf Umwegen von der Existenz der einen oder anderen Veröffentlichung. Zwar sind die saarländischen Verleger, Drucker und Landesbehörden und -dienststellen gesetzlich verpflichtet 6, ein Exemplar aller von ihnen verlegten bzw. gedruckten oder herausgegebenen Publikationen der Universitätsbibliothek unaufgefordert anzubieten und auf Verlangen gegen angemessene Entschädigung an sie abzuliefern, so daß - theoretisch - eigentlich nichts im Lande Gedrucktes der Archivierung entgehen dürfte; in der Praxis werden aber leider die gesetzlichen Bestimmungen - meist wohl aus Unkenntnis - keineswegs immer befolgt.
Mit dem Nachweis der in Sammelwerken und Zeitschriften unselbständig erschienenen Einzelbeiträge bietet die Saarländische Bibliographie einen Service, wie ihn sich kein Bibliothekskatalog leisten kann. Für den Heimatforscher ist er unentbehrlich, da es zu vielen Detailfragen überhaupt keine monographische Literatur gibt. Ohne Nachweis in einer landeskundlichen Bibliographie ginge der Großteil dieser Veröffentlichungen der späteren Forschung verloren, da man sich ihrer nicht mehr erinnern würde.
Die Auswahl der Beiträge unterliegt - abgesehen von einem zu geringem Umfang - keinen wertenden und somit auch keinen subjektiven Kriterien: entscheidend für die Aufnahme in die Bibliographie ist ausschließlich ihr landeskundlicher Bezug. Auf diese Weise finden außer fundierten wissenschaftlichen Arbeiten und für eine spätere Forschung wichtigem Quellenmaterial auch journalistische, mehr dem Tagesinteresse gewidmete und, sagen wir, der heimatkundlichen Unterhaltung dienende Beiträge bis hin zu Reportagen Eingang. Im Gegensatz zu anderen landeskundlichen Bibliographien, etwa der Hessischen oder Nordrhein-westfälischen Bibliographie, die ein weit umfangreicheres Gebiet, als es das Saarland ist, abzudecken haben, kann sich die Saarländische Bibliographie dichtere Engmaschigkeit leisten . Der zünftige Wissenschaftler wird darüber nicht immer beglückt sein, muß er doch auch einige "Spreu" vom Weizen scheiden. Dem lokalen Heimatforscher hingegen dürfte auch der Nachweis kleinerer Beiträge zu seinem Ort oder Thema von Nutzen sein.
Wichtig für die Benutzung einer Bibliographie ist die Ordnung, in der sie die Titelnachweise präsentiert. Wie die meisten landeskundlichen Bibliographien hat auch die Saarländische Bibliographie die systematische Ordnung gewählt, da sie die umfassendste Orientierung über die auf einem bestimmten Sachgebiet erschienenen Arbeiten ermöglicht. Das Schema ist bis heute gleichgeblieben 7. Das hat den Vorteil, daß man bei der Literaturrecherche in allen Bänden die Nachweise zu einem bestimmten Thema an derselben Stelle 8 findet. Die Systematik der Saarländischen Bibliographie besteht aus 12 Großgruppen:
Je nach Struktur des Sachgebietes und der Menge des betreffenden bibliographischen Materials werden diese Großgruppen weiter untergegliedert. So ist z. B . die Literatur über saarländische Dialekte in der Gruppe X. Geistiges und kulturelles Leben; 5. Sprache und Mundart" zu finden. Über das Problem Arbeitslosigkeit gibt die Gruppe "VIII. Sozial- und Gesundheitswesen; 2. Arbeit und Beruf" Auskunft. Die Beiträge zu einzelnen Orten verzeichnet die Gruppe "XI. Ortsbeschreibung und Ortsgeschichte" und über Familien und Einzelpersonen informiert die Gruppe "XII. Personen und Familiengeschichte, Biographien. "
Arbeiten mit mehreren Sachbezügen, z.B. zu Wirtschaft und Landesplanung, sind zwar nur an einer Stelle verzeichnet. Von dem oder den anderen Sachgebieten wird aber mit dem Vermerk "s. a." (siehe auch) auf die Nummern solcher Eintragungen hingewiesen, wo ebenfalls dieses Sachgebiet betreffende Titel zu finden sind, die sich jedoch wesentlicher mit einem anderen Sachgebiet beschäftigen und deshalb dort verzeichnet sind. Dies gilt besonders für Arbeiten mit lokalem bzw. biographischem Bezug und Sachbezug. So wird z. B. der "Familienkunde" auf viele Nummern im Ortsteils XI oder im biographischen Teil XII hingewiesen, wo die Beiträge zu einzelnen Orten bzw. Familien und Einzelpersonen zu finden sind. Auf einen doppelten oder gar mehrfachen vollständigen Nachweis desselben Titels muß aus Platz- und Kostengründen verzichtet werden.
Zwei Register, ein alphabetisches Verfasserregister und ein Verzeichnis der periodisch erscheinenden Veröffentlichungen, helfen dem Benutzer, der sich über Arbeiten eines bestimmten Verfassers oder einen bestimmten Zeitschriftentitel informieren will. Leider fehlt noch ein Schlagwortregister, das die Literatur zu einem fest umrissenen Thema wie z.B. "Stahlkrise" erschließt. In diesem Beispiel müßte in der umfassenderen systematischen Fachgruppe "VII. Wirtschaft; 6b. Einzelne Industrien; Montanindustrie" recherchiert werden. Der für die Zukunft noch verstärkt geplante Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung für die Erstellung der Bibliographie wird auch diesem Desiderat Rechnung tragen.
Spiegelbild des öffentlichen und geistigen Lebens
Die Saarländische Bibliographie liest sich gewiß nicht wie ein Buch. Dennoch mag es interessant sein, einmal einfach in ihr zu blättern, um festzustellen, wer, was, worüber geschrieben hat. Der scheinbar bloße, trockene Nachweis von Titeln wird dann zu einem Spiegel der Aktivitäten und Ereignisse im Lande auf wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und kulturellem Gebiet, sofern sie sich im gedruckten Wort niedergeschlagen haben. Man erhält Auskunft auf Fragen wie: Über welches Thema oder Ereignis wurde geschrieben ? Welche Veröffentlichungen erschienen über eine Gemeinde? Über welche Persönlichkeiten 9 berichtete die Presse ausführlicher?
Besondere Aufmerksamkeit widmet die Bibliographie dem geistigen und kulturellen Leben im Lande, dessen wachsende Vielfalt die Schrifttumsnachweise in den einzelnen Bänden eindrucksvoll widerspiegeln. So verzeichnet der Band 6 für die Jahre 1971 -1972 in der Gruppe "Literatur" nur 12 selbständig erschienene Einzelwerke von 9 saarländischen Schriftstellern und lediglich 1 Anthologie. Der jetzt vorliegende 11. Band weist dagegen 76 in den Jahren 1981-1982 selbständig erschienene belletristische Einzelwerke - Romane, Erzählungen, Gedichtbände, Hörspiele - von 53 saarländischen Autoren und 9 Anthologien nach. Die gleiche Entwicklung läßt sich auf dem Gebiet der bildenden Kunst feststellen. Die Zahl der Künstler, über die und deren Ausstellungen Berichte nachgewiesen sind, ist im selben Zeitraum von 65 auf 138 gestiegen.
Mit diesen Literaturnachweisen geht die Saarländische Bibliographie weit über die übliche Aufgabe landeskundlicher Bibliographien hinaus und gewinnt dadurch, daß sie das ganze Spektrum des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Lebens erfaßt, den Charakter einer zeitgeschichtlichen Dokumentation.
Arbeits- und Informationsinstrument für Wissenschaftler, Heimatforscher, Schriftsteller, Journalisten, Künstler und Behörden
Damit ist bereits umrissen, an welchen Interessentenkreis sich die Bibliographie wendet und was sie ihm zu bieten hat. Sie ist gedacht als ein Arbeitsinstrument für alle, die sich forschend oder schreibend mit saarländischer Thematik befassen: Wissenschaftler, Heimat- und Familienforscher, Schriftsteller, Journalisten und Künstler. Für sie ist die Bibliographie 10 ein Schlüssel, der ihnen das veröffentlichte Schrifttum erschließt und für eigene Forschungen oder neue Darstellungen nutzbar macht.
Darüber hinaus bietet sich die Bibliographie als Informationsinstrument für alle öffentlichen Einrichtungen wie Behörden, Gemeinden, Bibliotheken, kirchliche und wissenschaftliche Institutionen an, die aus ihr einen Überblick über den Niederschlag der vielfältigen geistigen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten des Landes gewinnen können, die sich im gedruckten Wort widerspiegeln.
Mit ganz wenigen Ausnahmen sind alle angezeigten Beiträge 11 dort vorhanden, wo sie jedermann, nicht etwa nur Universitätsangehörige, kostenlos ausleihen kann. Auch unter diesem Aspekt überschreitet die Saarländische Bibliographie die Grenzen einer Bibliographie, indem sie gleichzeitig zum Katalog einer bestimmten, leicht zugänglichen Büchersammlung wird, ein Katalog, den man bequem zu Hause oder am Arbeitsplatz benutzen kann und deshalb manche zeitraubenden Wege zur Universitätsbibliothek erspart.